Die kritischen ersten Wochen im Leben eines Welpen
Ein acht Wochen alter Welpe durchläuft eine der wichtigsten Phasen seines Lebens. Er verlässt seine Mutter und Geschwister, muss sich in einer völlig neuen Umgebung zurechtfinden. Jeder Eindruck, jede Erfahrung prägt jetzt sein späteres Verhalten. Als wir Pepper holten, nahm ich mir drei Wochen Urlaub – Zeit, die ein Welpe dringend braucht, um anzukommen und Vertrauen zu fassen.
Die Prägungsphase zwischen der 8. und 16. Lebenswoche ist entscheidend. In dieser Zeit lernt ein Welpe, was „normal“ ist und was nicht. Was er jetzt als positiv erlebt, wird er später gelassen hinnehmen. Negative Erfahrungen können dagegen lebenslange Ängste auslösen. Genau deshalb ist die hektische Weihnachtszeit so problematisch.
Die größten Herausforderungen der Weihnachtszeit
- Stress durch Überreizung:
- Ständig blinkende Lichterketten
- Laute Weihnachtsmusik
- Unbekannte Gerüche (Tannenbaum, Gebäck)
- Hektische Atmosphäre
- Fehlendes Ankommen:
- Keine Zeit für ruhige Eingewöhnung
- Ständig wechselnde Besucher
- Kein fester Tagesablauf möglich
- Überforderung durch zu viele Eindrücke
Das Schlimmste aber ist: Viele Menschen unterschätzen die langfristige Verantwortung, die ein Hund bedeutet. Wenn der Weihnachtszauber verfliegt, kommt der graue Alltag – und mit ihm die Erkenntnis, dass ein Hund Zeit, Geduld und Engagement braucht. Nicht selten landen die „Weihnachtswelpen“ dann im Januar im Tierheim. Eine traumatische Erfahrung für die jungen Hunde, die sich gerade erst an ihre Familie gewöhnt haben.
Mit Pepper haben wir einen Frühlingsstart gewählt. Die ersten Tage waren ruhig und strukturiert: Gemeinsames Aufstehen, kurze Erkundungstouren, viele Ruhephasen dazwischen. Sie konnte sich darauf verlassen, dass niemand sie in ihrem Körbchen stört, dass die Fütterungszeiten gleich bleiben, dass wir Zeit für sie haben.
Der Januar ist für Tierheime oft der traurigste Monat des Jahres. Die süßen Weihnachtsüberraschungen sind gewachsen, der Alltag hat die Familien eingeholt. Plötzlich wird klar: Ein Hund bedeutet 15 Jahre Verantwortung. Gassi gehen bei jedem Wetter, Erziehung, Tierarztkosten – all das wurde in der romantischen Vorstellung vom Weihnachtswelpen ausgeblendet.
Der bessere Weg zum eigenen Hund
Die Weihnachtszeit eignet sich perfekt – nicht für den Welpeneinzug, aber für die gründliche Vorbereitung. Als wir uns für Pepper entschieden, haben wir die Wintermonate intensiv genutzt. Statt übereilter Entscheidungen im Weihnachtstrubel, planten wir den Einzug für das Frühjahr.
So bereitet ihr euch richtig vor
- Zeitliche Planung:
- Mindestens drei Wochen Urlaub für die Eingewöhnung
- Ruhige Jahreszeit wählen (ideal: Frühling)
- Keine besonderen Ereignisse in der Startphase
- Regelmäßige Zeiten für Training einplanen
- Praktische Vorbereitungen:
- Wohnung welpensicher machen
- Schlafplatz und Rückzugsort einrichten
- Grundausstattung besorgen
- Hundeschule vorab aussuchen
- Wichtige Kontakte:
- Tierarzt in der Nähe finden
- Welpengruppen recherchieren
- Hundesitter für Notfälle organisieren
- Erfahrene Hundehalter als Ansprechpartner
Mit Pepper haben wir die Winterzeit genutzt, um alles perfekt vorzubereiten. Statt eines überraschenden Weihnachtsgeschenks wurde es eine durchdachte Entscheidung. Im Frühjahr war dann der ideale Zeitpunkt: Längere Tage, angenehmeres Wetter für die ersten Spaziergänge, und vor allem – wir hatten den Kopf frei für unseren neuen Familienzuwachs.
Alternativen zum Weihnachtswelpen
Wenn der Wunsch nach einem Hund zu Weihnachten groß ist, gibt es bessere Möglichkeiten als den überraschenden Welpen unterm Baum. Verschenkt die Vorfreude! Ein schön gestaltetes „Hunde-Starter-Set“ mit Grundausstattung, Büchern über die ausgewählte Rasse und dem Versprechen, gemeinsam den perfekten Zeitpunkt für den Einzug zu planen, kann genauso viel Freude bereiten.
Die Zeit bis zum Einzug lässt sich wunderbar nutzen: Besucht Hundeschulen, sprecht mit Züchtern, lernt andere Hundehalter kennen. Diese Vorbereitungsphase schweißt die Familie zusammen und schafft die besten Voraussetzungen für ein glückliches Leben mit Hund.
Nach 25 Jahren mit verschiedenen Hunden weiß ich: Ein gut vorbereiteter Start im Frühjahr ist tausendmal besser als eine überstürzte Weihnachtsüberraschung. Der süße Welpe unterm Weihnachtsbaum mag ein schöner Moment sein – aber ein glückliches Hundeleben braucht mehr als einen romantischen Augenblick. Es braucht Vorbereitung, Zeit und den richtigen Moment für den Start in die gemeinsame Zukunft.
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