Kennt ihr das? Es gießt in Strömen, der Hund schaut einen mit diesem speziellen Blick an, und man denkt sich: „Oh je, was machen wir denn heute wieder?“ Nach jahrelanger Erfahrung mit meinem wetterscheuen Vierbeiner habe ich gelernt, dass Regentage echte Chancen für besondere Momente sein können – wenn man es richtig angeht.
Die Grundlagen: Erst denken, dann machen
Bevor wir in wilde Aktionen verfallen, sollten wir uns eins klar machen: Auch Regentage brauchen Struktur. Bei uns hat sich eine gute Mischung aus Aktivität und Entspannung bewährt. Der kurze Regenspaziergang gehört natürlich dazu – aber danach wird’s interessant.
Was viele vergessen: Unsere Hunde brauchen keine dauerhafte Bespaßung. Oft reichen kurze, aber dafür intensive Aktivitäten, um den Tag abwechslungsreich zu gestalten. Das Tolle daran: So hat man auch als Mensch mehr Freude und verbrennt sich nicht schon morgens.
Kopfarbeit: Kleine Aufgaben, große Wirkung
Zehn Minuten konzentrierte Nasenarbeit können einen Hund mehr fordern als eine Stunde Bewegung – das ist wissenschaftlich erwiesen. Bei uns hat sich eine tolle Routine entwickelt: Nach dem Morgenspaziergang starten wir mit etwas Denksport.
Besonders bewährt haben sich bei uns Suchspiele – aber nicht die wilden Pinterest-Varianten mit 100 Verstecken. Wir halten es simpel: Ein Lieblingsspielzeug, das sich nicht zu gut versteckt, oder ein paar Leckerlis in einer aufgerollten Decke. Das Beste daran: Man kann den Schwierigkeitsgrad ganz einfach anpassen.
Bewegung mit Köpfchen
Indoor-Bewegung muss Sinn ergeben. Klar können wir Parcours bauen – aber bitte mit Verstand. Ein umgedrehter Stuhl als Mini-Hürde? Prima! Ein wackeliger Wäscheständer-Slalom? Eher nicht. Bei uns haben sich ein paar sichere Basics bewährt:
Treppensteigen kann man super ins Training einbauen – aber dosiert. Drei bis vier Mal rauf und runter reichen völlig. Zwischen den Etagen kleine Übungen einbauen, das macht’s spannend. Oder Apportieren durch den Flur – sofern der Platz es zulässt und keine Unfallquellen im Weg sind.
Die unterschätzte Pflege-Zeit
Regentage sind perfekt für ausgedehnte Fellpflege. Was nach Pflichtprogramm klingt, ist bei uns zur liebsten Morgenroutine geworden. Mein Hund schmilzt beim Bürsten förmlich dahin – und ich merke, wie auch ich dabei zur Ruhe komme. Nebenbei kann man prima kleine Übungen einbauen: verschiedene Körperteile berühren, sanfte Massage, vielleicht sogar ein paar Entspannungsübungen.
Lernzeit ist Qualitätszeit
An Regentagen haben wir endlich Zeit für die „Feinheiten“. Das „Sitz“ klappt schon? Super, dann üben wir es jetzt mal mit mehr Abstand. Oder wir feilen an der „Pfote“-Präzision. Dabei gilt: Lieber drei kurze Einheiten à fünf Minuten als eine lange, die alle frustriert.
Ein echter Game-Changer war für uns das „Ruhige Beschäftigungstraining“. Dabei lernt der Hund, sich selbst zu beschäftigen – mit einem Kauspielzeug, einer einfachen Snackbox oder auch mal einem Leckerchen-Suchspiel. Das klappt natürlich nicht von heute auf morgen, aber die Regentage sind perfekt zum Üben.
Die Kunst der Entspannung
Gemeinsame Ruhezeit ist Gold wert. Ein Regentag muss nicht vollgepackt sein mit Aktivitäten. Bei uns gibt’s mittags immer eine längere Pause – da wird gekuschelt, gedöst oder einfach zusammen gechillt. Das stärkt die Bindung oft mehr als jedes Action-Programm.
Meine Top-Learnings für Regentage
Nach vielen Jahren mit Hund weiß ich: Weniger ist oft mehr. Ein gut strukturierter Tag mit klaren Aktivitäten- und Ruhephasen macht alle glücklicher als ein überfülltes Programm.
Dabei hilft es, ein paar Grundregeln zu beachten:
- Aktivitäten über den Tag verteilen statt alles auf einmal
- Zwischen Kopfarbeit und Bewegung abwechseln
- Auf die Signale des Hundes achten – nicht jeder will dauerbeschäftigt werden
- Ruhephasen genauso wichtig nehmen wie aktive Zeiten
- Den kurzen Regenspaziergang nicht vergessen
- Neue Spiele langsam einführen und testen, was wirklich Spaß macht
Für die Extra-grauen Tage
Manchmal sind Regentage besonders hartnäckig. Für solche Fälle haben wir eine „Notfall-Box“ – mit speziellen Spielsachen und Beschäftigungsmöglichkeiten, die nur dann zum Einsatz kommen. Das können ganz simple Dinge sein: eine neue Snackbox, ein besonderes Spielzeug oder auch mal ein selbstgebasteltes Denkspiel.
Übrigens: Die besten Ideen entstehen oft spontan. Manchmal reicht schon eine leere Klopapierrolle oder ein ausrangierter Karton für eine spannende Viertelstunde. Hauptsache, ihr habt beide Spaß dabei – und vergesst nicht: Nach jedem Regen kommt auch wieder Sonnenschein!
Ein letzter, wichtiger Gedanke
Der größte Fehler, den wir machen können, ist zu glauben, wir müssten unsere Hunde den ganzen Tag bespaßen. Hunde brauchen vor allem eines: entspannte Menschen, die ihnen Sicherheit und Ruhe vermitteln. Wenn wir Regentage als das sehen, was sie sind – eine Chance zur Entschleunigung – dann können sie zu richtig schönen gemeinsamen Erlebnissen werden.
PS: Das Wichtigste ist immer, auf den eigenen Hund zu hören. Was bei meinem funktioniert, muss bei eurem noch lange nicht klappen. Experimentiert ein bisschen rum und findet euren eigenen Regentag-Rhythmus!
Einen Kommentar hinterlassen