Bergamascos sind Hirtenhunde und definitiv keine Hunderasse von der Stange! Wer einen dieser zotteligen Gesellen bei der Arbeit mit einer Schafherde sieht, versteht sofort: Hier ist ein Naturtalent am Werk. Die Rasse sticht nicht nur durch ihr außergewöhnliches Äußeres hervor, sondern auch durch ihren eigenständigen Charakter.

Die ersten Male, als ich einem Bergamasco (in Deutschland eher als Bergamasker bekannt) begegnete, war ich zugegeben etwas eingeschüchtert. Diese massigen, von Zotteln bedeckten Hunde wirken im ersten Moment wie Fabelwesen. Aber hinter diesem wilden Äußeren verbirgt sich ein Arbeitshund mit einer langen Tradition, der in den italienischen Alpen zu Hause ist.

Das Wichtigste zum Bergamasker

  • Größe: 56-60 cm (Hündinnen), 60-64 cm (Rüden)
  • Gewicht: 26-32 kg (Hündinnen), 32-38 kg (Rüden)
  • Alter: 13-15 Jahre
  • Fell: Dichte, lange Zotten, die den Hund vor Wind und Wetter schützen
  • Farben: Alle Schattierungen von Grau, Schwarz, Rehbraun

Ein Blick hinter die Zotten

Was sofort auffällt: Das Fell des Bergamasker ist einzigartig. Anders als bei anderen Hunderassen, bei denen regelmäßiges Bürsten Pflicht ist, bilden sich beim Bergamasker mit der Zeit feste Zotten, die an Filz erinnern. Diese Zotten sind ein Überbleibsel seiner ursprünglichen Aufgabe als Hütehund. Sie schützten ihn vor den rauen Bedingungen in den Bergen und boten sogar einen gewissen Schutz vor Angriffen von Raubtieren.

Typische Bergamasker-Momente

  • Der „Wo ist der Hund unter den Zotten?“-Moment
  • Die „Ist das ein Wischmopp?“-Frage von Passanten
  • Das „Ich sehe alles, auch wenn du es nicht glaubst“-Spiel
  • Der „Einmal Schütteln bitte“-Regentanz
  • Das „Ich bin schneller als du denkst“-Sprinten

Ein Bergamasker will arbeiten

Auch wenn der Bergamasker heute oft als Familienhund gehalten wird, steckt in ihm noch immer ein Arbeitstier. Er wurde gezüchtet, um selbstständig Entscheidungen zu treffen und seine Herde zu schützen. Diese Unabhängigkeit zeigt sich auch im Alltag. Ein Bergamasker ist kein Hund, der blind Befehle befolgt. Er hinterfragt gerne und entscheidet dann, ob er kooperieren möchte oder nicht. Man könnte sagen, er hat seinen eigenen Kopf – eine Eigenschaft, die man als Halter respektieren muss.

Als ich die Hunde das erste Mal beim Schafehüten beobachten konnte, war ich beeindruckt von ihrer Arbeitsweise. Sie scheinen eine natürliche Autorität zu besitzen, die die Schafe ohne große Hektik in die richtige Richtung lenkt. Anders als viele Hütehunde, die durch ständiges Bellen und Rennen die Herde kontrollieren, arbeitet der Bergamasker eher ruhig und bedacht. Er ist der Fels in der Brandung, der die Schafe zusammenhält. Er ist sozusagen der Dirigent eines wolligen Orchesters.

Tägliche Basics

  • Bewegung: Ausgedehnte Spaziergänge, gerne in abwechslungsreichem Gelände
  • Kopfarbeit: Suchspiele, Fährtensuche, aber auch Hütearbeit (wenn möglich)
  • Fellpflege: Zottenpflege ist wichtig, aber weniger aufwendig als befürchtet
  • Sozialisierung: Früh anfangen und konsequent dranbleiben

Eine klare, aber liebevolle Hand

Ein Bergamasker braucht eine konsequente, aber faire Erziehung. Härte und Zwang sind hier fehl am Platz. Diese Hunde reagieren viel besser auf positive Verstärkung und eine klare Kommunikation. Sie sind intelligent und lernen schnell, aber sie müssen auch den Sinn hinter einer Aufgabe verstehen. Wer versucht, einen Bergamasker mit Druck zu erziehen, wird schnell merken, dass er auf Granit beißt.

Einige Quellen bezeichnen den Bergamasker als Sturkopf, aber ich sehe es eher als Charakterstärke. Sie sind keine Maschinen, die auf Knopfdruck funktionieren, sondern Lebewesen mit einem eigenen Willen. Wenn man diese Eigenständigkeit akzeptiert und respektiert, hat man einen treuen und zuverlässigen Begleiter an seiner Seite.

Gesundheit und Verantwortung

Generell sind Bergamasker robuste Hunde mit einer guten Gesundheit. Wie bei jeder Rasse gibt es aber auch hier einige Punkte, die man beachten sollte:

  • Hüftdysplasie (HD): Auf Zuchtuntersuchungen achten
  • Augen: Regelmäßige Kontrolle beim Tierarzt
  • Fell: Zottenbildung im Auge behalten und gegebenenfalls korrigieren

Ein seriöser Züchter – und damit meine ich keine Vermehrer, die ihre Tiere in Zwingern halten – wird immer darauf achten, dass seine Hunde gesund sind und die Elterntiere auf rassetypische Erkrankungen untersucht wurden. Verantwortungsvolle Hundehaltung beginnt bereits bei der Auswahl des Züchters.

Typische Herausforderungen

Ein Bergamasker ist kein Hund für jedermann. Hier einige Punkte, die man bedenken sollte:

  • Die Fellpflege ist anders, aber dennoch wichtig
  • Der eigene Kopf kann eine Herausforderung sein
  • Sie brauchen ausreichend Bewegung und Beschäftigung
  • Fremden gegenüber sind sie oft misstrauisch

Berühmte Bergamasker?

Im Gegensatz zu manch anderer Hunderasse, die durch Film und Fernsehen berühmt wurde, hält sich der Bergamasker eher im Hintergrund. Vielleicht liegt es an seinem ungewöhnlichen Aussehen oder seinem eigenständigen Charakter – aber große Auftritte in Hollywood sind bisher ausgeblieben. Vielleicht ist der Bergamasker einfach zu viel Freigeist, um ein Star zu sein?

Allerdings kennt man auf Facebook „Mira“ den Bergamasker, die dort für einiges Aufsehen sorgte.

Ist das die richtige Rasse für Sie?

Ein Bergamasker ist ein besonderer Hund für besondere Menschen. Wer einen treuen Begleiter sucht, der auch mal seinen eigenen Kopf hat, und wer bereit ist, sich auf die Bedürfnisse dieser einzigartigen Rasse einzulassen, wird mit einem wunderbaren Hund belohnt. Er ist wie ein guter Wein – er braucht Zeit, um zu reifen, aber dann entfaltet er sein volles Potenzial. Ein Bergamasker ist kein Accessoire, sondern ein Familienmitglied, das seinen Platz im Rudel einfordert. Wenn Sie einen pflegeleichten Hund suchen, der immer „Ja und Amen“ zu allem sagt, was Sie ihm auftragen, dann sollten Sie sich anderweitig umsehen. Wenn Sie aber einen charakterstarken, selbstbewussten und außergewöhnlichen Hund an Ihrer Seite möchten, könnte der Bergamasker genau der Richtige für Sie sein.

Ein Beitrag über eine Hunderasse, die unter die Haut geht, und über die Verantwortung, die mit der Haltung eines jeden Hundes einhergeht.