Mal ehrlich, wer von uns hat nicht schon mal einen dieser typischen „Hunde-Weisheiten“ gehört – und vielleicht sogar selbst geglaubt? „Ein Hundejahr sind sieben Menschenjahre“, „Ein wedelnder Schwanz bedeutet immer Freude“, „Du musst der Alpha sein!“ – die Liste ist endlos! Ich geb’s zu, früher hab ich auch das eine oder andere für bare Münze genommen. Aber hey, wir lernen ja alle dazu, oder? Und gerade bei unseren Fellnasen (jaja, ich weiß, das Wort…) ist es doch superwichtig, mit alten Zöpfen aufzuräumen, die vielleicht sogar schädlich sein können.
Deshalb dachte ich mir, wir nehmen uns heute mal 10 dieser hartnäckigen Mythen vor und schauen, was wirklich dran ist. Also, macht’s euch gemütlich, schnappt euch vielleicht euren Vierbeiner zum Kuscheln (wenn er nicht gerade wieder Unsinn macht, so wie meine Peppy oft) und lasst uns mal ein bisschen Klarheit in den Mythen-Dschungel bringen!
Mythos 1: Du musst der „Alpha“ sein und deinen Hund dominieren!
Oh Mann, dieser Mythos hält sich wacker! Die Idee vom „Rudelführer“, der dem Hund ständig zeigen muss, wer der Boss ist – am besten noch durch Unterwerfungsgesten wie den „Alphawurf“ (bitte, bitte nicht machen!). Das basiert auf längst überholten Wolfsstudien an Tieren in Gefangenschaft, die wenig mit dem echten Leben oder gar dem unserer Haushunde zu tun haben. Unsere Hunde sind keine Wölfe, die darauf warten, uns die Herrschaft streitig zu machen.
Die Wahrheit ist: Hunde brauchen keinen Diktator, sondern einen verlässlichen, souveränen und fairen Partner. Führung ja – aber durch Vertrauen, klare Kommunikation, positive Bestärkung und Konsequenz, nicht durch Einschüchterung oder Zwang. Eine gute Beziehung basiert auf Respekt und Verständnis, nicht auf Dominanzgehabe. Wer ständig den „Alpha“ raushängen lässt, zerstört oft mehr Vertrauen, als er aufbaut.
Mythos 2: Ein wedelnder Schwanz bedeutet immer, dass der Hund glücklich ist.
Ja, oft wedeln Hunde mit dem Schwanz, wenn sie sich freuen. Aber eben nicht *immer*! Das Schwanzwedeln ist erstmal nur ein Zeichen für Erregung – und die kann positiv, aber auch negativ sein. Ein Hund kann auch wedeln, wenn er unsicher, gestresst, ängstlich oder sogar kurz vor einer Aggression ist.
Die Wahrheit ist: Man muss immer das Gesamtpaket betrachten! Wie ist die Rutenhaltung (hoch, tief, steif?), wie schnell wedelt er, und vor allem: Was sagt der Rest des Körpers? Sind die Ohren entspannt oder angelegt? Ist der Körper locker oder angespannt? Ist das Maul entspannt oder die Lefzen zurückgezogen? Ein steif hochgehaltener, schnell und kurz wedelnder Schwanz kann zum Beispiel ein Warnsignal sein!
Mythos 3: Ein Hundejahr entspricht sieben Menschenjahren.
Diese Rechnung ist so schön einfach, aber leider ziemlicher Quatsch. Hunde altern nicht linear wie wir. Vor allem im ersten Lebensjahr machen sie eine rasante Entwicklung durch, die eher 15 Menschenjahren entspricht. Danach verlangsamt sich der Prozess, und er hängt auch stark von der Rasse und Größe ab.
Die Wahrheit ist: Kleine Hunde altern in der Regel langsamer und werden älter als sehr große Rassen. Ein Dackel ist mit 10 Jahren vielleicht ein rüstiger Senior, während eine Deutsche Dogge im gleichen Alter schon als sehr alt gilt. Die 1:7-Regel ist also eine grobe Vereinfachung, die der Realität nicht gerecht wird.
Mythos 4: Eine warme oder trockene Nase bedeutet, der Hund ist krank.
Diesen Mythos hört man ständig! Viele machen sich Sorgen, wenn die Hundenase mal nicht kühl und feucht ist. Aber Entwarnung: Die Temperatur und Feuchtigkeit der Nase können über den Tag hinweg schwanken und hängen von vielen Faktoren ab.
Die Wahrheit ist: Eine trockene, warme Nase kann einfach davon kommen, dass der Hund gerade geschlafen hat, in der Sonne lag, dehydriert ist oder die Heizungsluft trocken ist. Sie ist für sich allein genommen *kein* zuverlässiges Krankheitszeichen. Achtet lieber auf andere Symptome wie Appetitlosigkeit, Schlappheit, Erbrechen, Durchfall oder Verhaltensänderungen – das sind viel bessere Indikatoren für das Wohlbefinden eures Hundes.
Mythos 5: Alten Hunden kann man keine neuen Tricks mehr beibringen.
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ – trifft auf Hunde zum Glück nicht zu! Natürlich lernen Welpen oft schneller und leichter, aber das heißt nicht, dass ältere Hunde nicht mehr lernfähig oder -willig sind. Im Gegenteil!
Die Wahrheit ist: Auch Hunde-Senioren können noch Spaß am Lernen haben und neue Dinge aufnehmen. Vielleicht dauert es manchmal etwas länger, oder man muss das Training an eventuelle körperliche Zipperlein anpassen (keine Sprünge mehr für den Arthrose-Opa!), aber geistige Beschäftigung hält auch ältere Hunde fit und zufrieden. Ich kenne viele Hunde, die erst im fortgeschrittenen Alter richtig aufgeblüht sind, als sie endlich Aufgaben bekamen!
Mythos 6: Hunde fressen Gras nur, um zu erbrechen oder weil ihnen schlecht ist.
Man sieht es immer wieder: Hunde, die genüsslich an Grashalmen knabbern. Sofort kommt der Gedanke: „Oh je, dem ist schlecht, der will bestimmt gleich kotzen!“ Das kann zwar mal vorkommen, ist aber bei weitem nicht der einzige Grund.
Die Wahrheit ist: Warum Hunde Gras fressen, ist nicht zu 100% geklärt. Es gibt verschiedene Theorien: Es könnte einfach gut schmecken (vor allem frisches, junges Gras), Ballaststoffe liefern, bei der Verdauung helfen oder sogar ein Überbleibsel von ihren Vorfahren sein, die über den Mageninhalt von Beutetieren pflanzliche Stoffe aufnahmen. Viele Hunde fressen Gras, ohne danach zu erbrechen. Solange es nicht überhandnimmt und der Hund ansonsten fit ist, ist das meist kein Grund zur Sorge.
Mythos 7: Der „schuldbewusste Blick“ bedeutet, der Hund weiß, dass er was falsch gemacht hat.
Wer kennt ihn nicht? Man kommt nach Hause, der Mülleimer ist ausgeräumt, und der Hund sitzt mit eingezogenem Schwanz, angelegten Ohren und abgewandtem Blick in der Ecke. „Der weiß genau, was er angestellt hat!“, denken wir dann. Aber fühlt der Hund wirklich „Schuld“?
Die Wahrheit ist: Hunde leben im Hier und Jetzt. Dieser „schuldbewusste Blick“ ist meist eine Reaktion auf *unsere* Körpersprache und Stimmlage in dem Moment! Der Hund merkt, dass wir sauer oder angespannt sind (vielleicht weil wir den umgekippten Mülleimer sehen) und zeigt Beschwichtigungssignale, um uns zu beruhigen und einem möglichen Konflikt aus dem Weg zu gehen. Er verbindet das aber nicht unbedingt mit der Tat von vor einer Stunde. Er reagiert auf unsere aktuelle Stimmung.
Mythos 8: Zerrspiele machen Hunde aggressiv.
Dieser Mythos hält sich hartnäckig, gerade bei kräftigeren Hunden. Viele haben Angst, dass das Ziehen und Zerren am Spielzeug den Jagdtrieb fördert oder den Hund dominant und aggressiv macht.
Die Wahrheit ist: Richtig gespielt, sind Zerrspiele eine tolle Möglichkeit zur körperlichen und geistigen Auslastung und können die Bindung zwischen Mensch und Hund sogar stärken! Wichtig sind klare Regeln: Das Spiel beginnt und endet auf Signal des Menschen, der Hund lernt, auf Kommando loszulassen („Aus“), und es wird nicht zu wild oder grob. Wenn der Hund knurrt, ist das oft Teil des Spiels und nicht gleich Aggression. Solange es kontrolliert abläuft, ist es eine super Beschäftigung.
Mythos 9: Hunde sehen nur Schwarz-Weiß.
Lange Zeit glaubte man das, aber inzwischen weiß man es besser. Hunde sehen die Welt nicht nur in Graustufen, auch wenn ihr Farbsehen anders ist als unseres.
Die Wahrheit ist: Hunde können Farben sehen, allerdings nicht das gleiche Spektrum wie wir. Sie sind quasi „rot-grün-blind“. Sie sehen vor allem Blau- und Gelbtöne gut, während sie Rot und Grün eher als Grau oder Gelb wahrnehmen. Ihre Welt ist also nicht schwarz-weiß, aber eben anders farbig als unsere. Dafür sehen sie in der Dämmerung viel besser als wir!
Mythos 10: Hunde lecken ihre Wunden, um sie zu heilen.
Wir sehen es oft: Hat der Hund eine kleine Verletzung, wird erst mal ausgiebig daran geschleckt. Der Instinkt sagt uns: Das muss gut sein, die Natur hat sich was dabei gedacht.
Die Wahrheit ist: Ein bisschen Lecken kann anfangs helfen, Schmutz zu entfernen. Aber übermäßiges Lecken ist eher schädlich! Die Hundezunge ist rau und kann die Wunde reizen. Vor allem aber wimmelt es im Hundemaul von Bakterien, die durch das Lecken in die Wunde gelangen und zu bösen Infektionen führen können. Das Lecken verhindert oft die Wundheilung, statt sie zu fördern. Deshalb gibt es ja die berühmten „Trichter des Grauens“ (Halskragen) vom Tierarzt, um genau das zu verhindern!
Augen auf und kritisch bleiben!
Sicher gibt es noch viel mehr davon. Was wir daraus lernen können? Dass es sich lohnt, Dinge zu hinterfragen und nicht alles blind zu glauben, was man so hört oder liest. Die Forschung und unser Verständnis vom Hund entwickeln sich ständig weiter.
Je besser wir unsere Hunde verstehen und je mehr wir uns von alten, falschen Vorstellungen lösen, desto fairer und besser können wir mit ihnen umgehen. Und das ist doch das Wichtigste für ein glückliches Zusammenleben, oder?
Welche Hunde-Mythen habt ihr schon gehört? Oder an welche habt ihr vielleicht selbst lange geglaubt? Schreibt es mir in die Kommentare, ich bin gespannt!
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